Diabolotreff

Normale Version: Blogpost #2: "Zeit"
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"Zweite Kasse!", schrie neulich eine hysterisch alte Dame im Supermarkt meines Vertrauens. Die Schlange, in der auch ich stand, hatte sich mittlerweile schon halb in den Gang verlagert, doch es geschah nichts, außer dass sich die Mundwinkel der Wartenden deutlich nach unten verschoben haben.
Man hatte sich langsam mit der Situation abgefunden, da rief die Frau erneut, diesmal mit noch mehr Druck in der Stimme: "ZWEITE KASSE!!!"
Darauf hin entgegnete ein junger, vor ihr stehender, Mann gelassen: "Wir haben alle keine Zeit, da hilft nur warten."
Alle mussten schmuzeln, bis auf die Frau.

Da wurde mir klar, dass eine ganze Menge Wahrheit hinter dem Gesagten steckt. Niemand scheint mehr Zeit zu haben, nicht mal, wenn man 10 Minuten länger als gewöhnlich an der Kasse warten muss, obwohl die Dame offensichtlich Rentnerin war.
Auch ich sehe mich mit dieser Problematik konfrontiert, noch vor einem halben Jahr, während der Überbrückung zwischen Schule und Studium, hatte ich Zeit im Überfluss, konnte allen meinen Aktivitäten nachgehen ohne wirklich auf andere Termine Rücksicht zu nehmen. Doch das ist alles längst Geschichte, ich befinde mich im Moment am Ende meines ersten Semesters und Zeit ist vorallem jetzt, während der Klausurenphase, sehr rar. Neben der eigentlichen Hauptaufgabe Studieren, lebt sich das Leben natürlich nicht von selbst; Familie, Freunde, Haushalt und was sonst noch zum Leben dazugehört bedürfen ebenfalls Aufmerksamkeit.
Doch wo bleibt da das Diabolo?

In meinem Fall blieb es über einen Monat auf der Strecke. Wichtigere Dinge haben sich in den Vordergrund gedrängt und nach der Erledigung dieser lies die Motivation deutlich nach, bis sie quasi nicht mehr existent war.
Erst vor einigen Tagen ist mir die Staubschicht aufgefallen, die sich langsam gebildet hatte und mir wurde während eines Schauderns klar, mein einstiges Lieblingshobby wurde ziemlich vernachlässigt. Nicht, dass ich es wollte, es geschah völlig unterbewusst. Ich habe ausreichend Platz in meinem Zimmer, 4,3 Meter Deckenhöhe, wohne im Erdgeschoss und meine WGler haben sich bisher noch nicht über den Krach der auf den Boden fallenden Objekte beschwert. Eigentlich beste Bedingungen, um auch den kalten, sonst eher diaboloarmen Winter zu überstehen.

Als ich noch zur Schule gegangen bin wollte ich das Argument, warum jemand aufgrund von Zeitmangel nicht mehr so viel diaboliert wie früher, nicht wahr haben. Ich dachte immer, dass man genug Zeit und auch Motivation findet, doch anscheinend ist dies leider nicht wirklich der Fall. Da erscheint mir meine Überlegung, vielleicht eine Zirkusschule zu besuchen im Nachhinein als eher lächerlich.

Meine Frage an euch: Wie geht ihr mit dem Problem Zeitmangel um, beziehungsweise wie seid ihr damit umgegangen und zu welchem Entschluss seid ihr gekommen?




PS: Ich möchte mich hiermit noch einmal für das positive Feedback bedanken, welches ich im Anschluss an meinen ersten Post bekommen habe! Ich fühle mich geehrt Icon_smile

PPS: Hier noch ein etwas älteres Video von Marco Paolettis Nummer "Mini Meros" im Chamäleon in Berlin, welches ebenfalls "Zeit" als Thema hat und für mich eine der besten Darbietungen aller Zeiten ist, da er ein Konzept mit seinem eigenen Stil verbindet und eine gewisse Prise Technik mit einfließen lässt. Ein must-see gewissermaßen Icon_wink

























Hey Tim,
Ich kann deine Einschätzung nur Bestätigen. Ich bin im 3. Semester und auch gerade im Lernstress und muss gestehen dass ich die letzten Wochen mein Diabolo ignoriert habe. Eigentlich schade drum. So ich lege mein Lernzeug jetzt zur Seite und nehm mir den Abend frei um mal wieder ein wenig zu Spielen sonst bleibt nur die Hoffnung dass dann in den Semesterferien der Motivationsschub kommt.
Als aktiver Zirkusschulen Anwärter hab ich das Problem natürlich eher in die andere Richtung aber hier ein paar Gedanken von mir zu dem Thema.

1. Warum nicht mal einen Monat Pause machen und auf akut wichtigere Dinge konzentrieren. Man hat ja auch Schulferien warum also nicht mal eine Klausurphase zurück treten um dann in den Semesterferien wieder richtig durchzustarten.

2. Wenn es nur ein Hobby ist das sollte man nur spielen wenn man Lust hat. Sich aus purem Ergeiz in täglichem Training selbst zu zerfleischen macht keinen Spaß, ist nicht gesund und führt langfristig dazu das man das Diabolo an den Nagel hängt.

3. Pausen sind wichtig, in 2 Wochen komplett trainingsfreien Weihnachtsferien hab ich vermutlich mehr Tricks stabil bekommen als im Monat davor (neurologisches Adaptionszeug und so ihr wisst schon)

4. Für mich war es immer wichtig mindestens ein Jongliertreffen die Woche zu haben zu dem ich auch rigorous pünklich erschienen bin um dann als letztes mit dem Werfen aufzuhören. Anschliessende Kneipen besuche wie sie meines Wissens nach in allen Deutschen Jongliertreffen gang und gebe sind wirken auch super als Motivator.

5. Auch Disziplin kann man genauso wie Diabolo üben. Nehmt euch vor 5 min pro Tag zu üben und seht zu wie meistens 30 draus werden

6. Sucht euch jemanden und startet eine Diabolochallenge
PS: ich hab grad ne Devilstick Challenge mit Nikki am laufen falls jemand an abgefahrenen 2D Stuff interessiert ist checkt mal meinen Channel https://www.youtube.com/user/irrelevantius?feature=mhee

7. Es geben täglich unzählige Menschen ihre Hobbys auf, und manchmal ist das vllt garnicht so schlimm, es gibt auch anderes im Leben

8. Täglich Jongliervideos schauen ist super für die Motivation

9. Das Paoletti Video ist toll. hat jemand ne ahnung wo der sich grad rumtreibt und woran er arbeitet bzw ob es neue Videos von im gibt.
Ich glaub ich hab seit der EJC in Joensuu nichts mehr von ihm gesehen

10. Fick die Uni

11. Gute Nacht



Wozu diabolieren wenn man weder zeit noch motivation hat?
Es ist grad winter und prüfungszeit. . . Klar, dass man inaktiver wird.
mal wieder ein richtig guter Beitrag, Tim!
Zeit... Die Zeit und ich werden wohl nie Freunde. Ich mag Zeit nicht und genieße es auch sehr, wenn ich mal nicht an sie gebunden bin, wie es auf Jonglierconventions der Fall ist. Die Tatsache, dass es vollkommen unwichtig ist, wie viel Uhr gerade ist, gibt mir ein Gefühl von Freiheit und Grenzenlosigkeit.

Um ehrlich zu sein, bin ich bei deinem Problem genauso ratlos wie du.
"ich liebe zeitliche fristen.... , ich liebe es, wie sie an mir vorbeiziehen..."

wird schon wieder werden Icon_wink vllt hängts auch nur mit der generellen winterlichen depressiven stimmung zusammen, die im laufe des erwachsenenalters immer mehr zur geltung kommt Icon_smile DIE TAGE WERDEN SCHON WIEDER LÄNGER Icon_biggrin !!!
guter beitrag, ich kann bei mir selber erkennen, dass ich in letzter zeit relativ wenig zum diabolo greife, das hat allerdings verschiedene gründe. Unter der woche habe ich momentan viel zu tun, ich hätte abends zwar sicher eine gute halbe stunde bis stunde zeit zu üben, allerdings fehlt mir dann auch schon oft die motivation weil ich einfach zu müde und zu faul bin. was das diabolo anbelangt hab ich der zeit generell kaum motivation, weil ich es einfach nur hasse wie ich im winter durch den platzmangel extrem beschränkt bin und nicht die tricks machen kann die ich gerade will. nachdem das die letzten jahre aber genauso war, mache ich mir gar keine sorgen, dass ich sobald der frühling kommt und man drausen zocken kann, wieder ein extremer motivationsschub kommt und ich mich wieder ordentlich reinsteiger.
worüber ich allerdings froh bin ist, dass ich eine hohe decke in meinem stiegenhaus habe (ca. 6m) wo ich echt super bälle jonglieren kann, was ich zur zeit wesentlich intensiver und mit viel mehr freude mache als diabolo zu spielen.